»Mein Schüler (7. Klasse) hatte einen konfliktreichen Wochenbeginn und das Lernen sowie die Zusammenarbeit mit seiner Schulassistentin funktionierte nur mit viel Reibung. Seine Schulassistentin musste viel schimpfen und ermahnen und bat mich schließlich um Hilfe.
Statt mit Ermahnungen „von oben“ zu arbeiten, probierte ich die neu entdeckten Teamspielkarten aus. Ich begann mit einfachen Übungen zum Kennenlernen seiner inneren Lieblingsspieler, fragte nach seinem Dreamteam im letzten Urlaub und leitete dann zu den letzten schwierigen Tagen über. Von sich aus legte er mir die Karten „Freiheitssucher“, „Entscheider“ und „Clown“ vor. Unaufgefordert erklärte er, dass er in den letzten Tagen nicht auf seine Schulassistentin hören wollte, sondern seine eigenen Entscheidungen traf und für sich immer wieder Spaß und Ablenkung suchte. Das hätte allerdings nur Stress gebracht und er hätte auch zu Hause Ärger bekommen.
Ich habe ihn dann gebeten, sein Team der letzten Tage zu auszuwechseln und zu überlegen, mit welchem Team er erfolgreicher sein könnte. Er legte zuerst sechs Karten auf den Tisch und ich bat ihn, als Trainer wieder die besten drei Spieler für sich auszuwählen. Daraufhin entschied er sich, die nächsten Tage mit dem Fürsorger, dem Verbinder und dem Umsetzer zu gestalten. Als Fürsorger wolle er sich um seine Freunde kümmern und seine Eltern glücklicher machen. Als Verbinder wollte er wieder besser mit seinem Schulassistenten zusammenarbeiten und als Umsetzer seine Aufgaben erledigen. Dies sei seine schwerste Karte, erklärte er auf Nachfrage. Ich wollte ihm die Karte dafür leihen, aber er meinte, er würde ein Foto machen. Die besondere Erfahrung für mich war an dieser Stelle, dass auch ein Kind mit Lernschwierigkeiten bereits beim ersten Einsatz der Teamspielkarten in der Lage war, sich selbst zu reflektieren und es nicht nötig war, es durch Selbsterkenntnis zu tadeln. Auf diese Weise wurde ein wertschätzender und respektvoller Umgang mit dem Schüler möglich und das Kind konnte sich eigene Ziele setzen, die erwiesenermaßen viel wertvoller und bedeutsamer sind als Erwartungen, die von außen an ihn herangetragen werden. Ich bin gespannt auf weitere magische Momente mit den Karten. «